Befragter: Ben Berthold, Landwirt (Haltung von Freilandschweinen)
Ort: Eggenreuth 3, 95326 Kulmbach
Im Herzen von Kulmbach verbindet Landwirt Ben Berthold seit 2024 traditionelle Freilandhaltung mit moderner Energiegewinnung. Auf rund 23 ha Grünlandfläche entstand so unsere erste TierwohlPV® Anlage mit Freilandschweinen. Neben Schweinen finden aber auch Schafe und Alpakas als Pilotprojekt ein neues Zuhause.
Ben Berthold setzt auf eine ganzheitliche Verarbeitung: Direkt neben seinem Hofladen befindet sich ein eigener Schlachtraum, sodass alle Schritte – von der Aufzucht bis zum fertigen Endprodukt – in seiner Hand liegen. In seiner kleinen Hofmetzgerei entstehen hochwertige Fleischprodukte nach traditioneller Handwerkskunst, die er regional sowie über die Grenzen Kulmbachs hinaus anbietet.
Im Interview berichtet Ben Berthold, wie die Integration der PV-Anlagen seinen Betrieb wirtschaftlich und nachhaltig stärkt, während gleichzeitig das Wohl seiner Tiere im Mittelpunkt steht.
Lena Lind
Was war Ihre Motivation, sich für das Tierwohl PV®-Konzept zu entscheiden, das Landwirtschaft mit Energieerzeugung kombiniert?
Ben Berthold
Für mich, für uns war eigentlich klar, dass wir die Fläche doppelt nutzen möchten, dass wir sowohl für unsere Schweine, Weide brauchen, als auch ein Teil der Energiewende sein wollen. Dass der Strom, den wir alle benötigen, auch durch die Sonne erzeugt wird, hat für uns Sinn gemacht, aber wir wollten die Fläche auf jeden Fall auch für die Tiere erhalten.
Lena Lind
Welche wirtschaftlichen Vorteile bietet Ihnen die Integration der PV-Anlage in Ihre Schweinehaltung?
Ben Berthold
Es ist ein zusätzliches Standbein für uns, weil wir nach wie vor die Fläche als Weide nutzen können, aber auch eine Pacht bekommen für die PV-Anlage, die darauf steht.
Lena Lind
Wie nehmen Verbraucher ihre regional erzeugten Produkte und das Konzept der Schweinehaltung unter PV wahr?
Ben Berthold
Die Tiere haben Schatten unter der Anlage. Wir waren unseren Kunden gegenüber immer transparent, dass wir stetig versuchen, den Tieren mehr Schatten zu schaffen. Wie durch das Pflanzen von Bäumen oder das Hinstellen von Anhängern, alles, um den Tieren in der Sommerhitze einen guten Schattenraum zu geben. Durch die Solaranlage haben die Tiere jetzt die Möglichkeit, im Sommer unter der Anlage zu liegen, sich auszuruhen, ohne in der vollen Hitze zu sein. Das haben wir natürlich auch an unsere Kunden weitergegeben.
Lena Lind
Wie erklären Sie Ihren Kunden den Mehrwert Ihrer Produkte im Vergleich zu konventionellem Fleisch?
Ben Berthold
Wir sind da völlig transparent, völlig offen. Wir halten sowohl Schafe als auch Schweine – allesamt alte, traditionelle Rassen. Sie haben zwar kleinere Würfe und wachsen langsamer, sind dafür aber gesund. Sie brauchen keine Medikamente. Sie leben rund ums Jahr draußen, in Freilandhaltung, und werden nicht nur sechs Monate alt und bis dahin möglichst schnell gemästet. Bei uns werden die Schweine dreimal so alt, meist zwischen 15 und 20 Monaten. Dadurch ist das Fleisch ein komplett anderes und das schätzen unsere Kunden sehr. Unsere Schweine haben sehr viel mehr Platz als in der konventionellen Haltung üblich.
Lena Lind
Wie beeinflusst dieser zusätzliche Raum das Wohlbefinden der Tiere?
Ben Berthold
Sie haben viel, viel mehr Platz. Wir haben oben 80.000 Quadratmeter, 8 Hektar eingezäunt. Für die Tiere bieten wir immer wieder eine Wechselweide an. Das heißt, sie ziehen alle zwei, drei Tage auf ein neues Stück Weide um, das Ihnen aufgezäunt wird. Dort können sie sich dann selbst ihr Futter ernten. Durch die umfangreiche Bewegung sind die Tiere gesund, sie sind fit. Dadurch haben wir auch das beste Fleisch, wenn wir sie schlachten und weiterverarbeiten.
Lena Lind
Welche weiteren Maßnahmen ergreifen Sie, um das Tierwohl zu fördern, insbesondere unter der PV-Anlage?
Ben Berthold
Wir haben die PV-Anlage zusammen mit Münch Energie so geplant, dass sie höher als Standard aufgeständert ist. Und wir haben mehr Abstand zwischen den einzelnen Modulreihen, um, nachdem die Tiere dort geweidet haben, immer wieder neu einsähen zu können. Wir kruppern durch, lockern den Boden wieder und sähen neu ein.
Lena Lind
Wie wichtig ist Ihnen die Regionalität in der Vermarktung der Regiostolz-Produkte?
Ben Berthold
Wie der Name Regiostolz schon so schön sagt, sind wir stolz auf unsere Produkte hier. Wir machen das seit über zehn Jahren mit unserem Kulmbacher Weideschwein, und jetzt auch noch in der Kombination mit Agri-PV.
Lena Lind
Und wo können Verbraucher Ihre Produkte erwerben?
Ben Berthold
Wir verkaufen tatsächlich einen Großteil direkt in unserem Hofladen. Die Kunden können direkt alles über unsere Website vorbestellen und kommen dann in den Hofladen, um ihre Sachen abzuholen. Wir haben vom Schwein alles, was es gibt, vom Steak, Schnitzel, Kotelett, Braten, als auch weiter veredelt zu Salami und Bratwürsten. Wenn wir frisch geschlachtet haben, so alle sechs bis acht Wochen, verschicken wir auch deutschlandweit in der Kühlbox. Unsere Kunden reichen von Hamburg bis zum Bodensee.